Ist es noch jemandem so ergangen, dass er/sie nach einem ersten Coming-out einige Jahre verdrängt hat, um sich dann noch einmal zu outen?
Bei mir war das nämlich so, mit 19 ein erstes Mal, Leben in einer Triade, dann im Lauf der Jahre immer mehr Verdrängung, dann Ende 20 ein zweiter Start - und heute "entschieden bi"! Und auch wenn ich die Jahre mit meinem ersten Mann nicht missen und auch nichts daran "schlecht reden" möchte, muss ich doch sagen, dass ich manchmal um die irgendwie "verlorenen" Jahre trauere, in denen ich keine Frauenliebe leben konnte, mit all den negativen Effekten, die Verdrängung mit sich bringt.
Wie seid ihr mit solchen Phasen umgegangen? Man kann nichts nachholen, nur um das Verlorene trauern? Oder trat bei euch der "Champagner-Effekt" ein - wie bei mir? Um dann doch irgendwann zu trauen? Eure Erfahrungen würden mich interessieren. :-)
Ja, das Thema kenne ich. Ich habe mich mit 27J. zum ersten Mal (einseitig) in eine Frau verliebt, hatte mein Coming-Out und dachte, das wars jetzt, jetzt ist alles klar... Obwohl, wenn ich ganz ehrlich bin, gabs immer mal wieder verdrängte leise Zweifel. Schließlich hatte ich dann auch rel. lange eine Partnerin, das war aber qualitativ eine einzige Katastrophe. Nun, wieder einige Jahre später (45J.), verliebe ich mich plötzlich wieder in Männer, wieder nur einseitig (wozu ich neige ). Und bin konfus! Mein Hauptproblem ist allerdings meine Beziehungsscheu, also ein anderes Thema, an dem ich arbeite. Bin jedenfalls sehr gespannt, wo mich die Reise noch so hinführt...und deshalb mit dem Thema Bi beschäftigt und neu hier im Forum gelandet.
ja, von dem einseitigen verlieben kann ich auch ein Lied singen. Und bei Frauen war es bei mir bis jetzt leider immer einseitig.
Mein Coming-out vor ein paar Jahren lief nicht so gut und so habe ich erst mal wieder eine Weile so vor mich hin gelebt und mit niemandem darüber gesprochen.
Dieses Jahr kam dann für mich der große Durchbruch und bei Uferlos habe ich viele liebe und verständnisvolle Menschen kennengelernt, die teilweise genauso chaotische Lebens- und Liebeswege haben.
auch wenn mein kluger Kopf ja eigentlich weiß, dass das so ist, tuts sehr gut, von Dir/anderen zu hören, dass sie ganz ähnliche Themen haben! Ich denke, ich werde auch bald mal zu einem Treffen kommen. Dir auf jeden Fall vielen Dank für Deine Rückmeldung!
Kerstin, ich habe noch einen Nachtrag. Du hast ja nach dem Umgang mit den Phasen gefragt. Ich stimme Dir vollkommen zu, dass man Verlorenes nicht nachholen kann, "nur" trauern kann über verpasstes oder "nicht gelebtes Leben" - ein Thema, was ich gut kenne. Ich denke aber auch, dass jede Phase ihren "Sinn" oder "Reiz", oder Vor- und Nachteile hat, die ich würdigen lernen möchte. Mein Wunsch wär, irgendwann nicht mehr zu hadern, sondern ganz Ja zu mir und meinem ureigenen Lebensweg sagen zu können.
Zitat Mein Wunsch wär, irgendwann nicht mehr zu hadern, sondern ganz Ja zu mir und meinem ureigenen Lebensweg sagen zu können.
Oh ja, das kann ich nachvollziehen. Sich selbst annehmen, auch mit den Entscheidungen, die rückblickend vielleicht nicht richtig waren oder Entwicklung behindert haben - daran arbeite ich auch. ;-) Wer weiß, wozu es gut war, dieses oder jedes in genau dieser Form zu erleben? Wie viele Jahre müssen verstreichen, um aus einem anderen Blickwinkel auf diese Zeit zu schauen?
Am Samstag ist Frauenstammi, vielleicht hast du ja Zeit, dorthin zu kommen. :-)